Auf der Hochalm am Sonnwendstein im Semmeringgebiet lebte die Kuh Resi, eine neugierige Braunvieh-Dame mit einem Hang zum Abenteuer. Während ihre Herde gemütlich auf der saftigen Almwiese graste, zog es Resi immer wieder ein Stück weiter hinauf, dorthin, wo die Aussicht über das Semmeringgebiet am schönsten war.
Eines Tages entdeckte sie einen schmalen Pfad, der sich zwischen Latschenkiefern hindurchschlängelte. Angetrieben von ihrer Neugier folgte sie dem Weg und gelangte schließlich zu einem kleinen Gipfelkreuz. Der Wind wehte sanft über die Alm, und vor ihr breitete sich ein Panorama aus, das von den Wiener Alpen bis weit ins steirische Land reichte.
Gerade als sie stolz muhte, hörte sie von unten das Rufen des Sennerbuben Jakob. „Resi! Wo steckst du denn wieder?“ Lachend kletterte er den Hang hinauf und fand die Kuh seelenruhig neben dem Gipfelkreuz. „Na, du bist mir eine! Die erste Gipfelstürmerin der Herde!“
Seitdem wurde Resi als „die Kuh mit der besten Aussicht“ bekannt, und wann immer Wanderer den Sonnwendstein besuchten, erzählten sie sich die Geschichte von der mutigen Almkuh, die einmal ganz allein den Gipfel erklomm.
